Mensch achte den Menschen


Hadamar: Auftakt zur interkulturellen Woche 2011 mit Politischer Bildung für Muslime

Das IB Bildungszentrum in Hadamar führte anlässlich des Internationalen Tages des Friedens im September 2011 für muslimische Gemeindemitglieder und Theologen ein Wochenendseminar, Führungen durch die Gedenkstätte sowie eine Gedenkzeremonie für die Opfer der NS-Euthanasie durch. Insgesamt zehn Kooperationspartner beteiligten sich; das erste Mal kooperierte der IB mit der „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.“ (DITIB). Am Freitag Abend bot das Seminar eine Einführung in Staatsaufbau, politisches System und Parteipolitik der Bundesrepublik. Am Samstag ging es um die religiöse Bedeutung von zivilgesellschaftlichem Engagement. Die Teilnehmenden trainierten praktische Demokratie-Kompetenzen nach erfahrungsorientierten Übungen aus dem Israelischen Demokratie-Training, Betzavta, und dem US-Amerikanischen Anti-Diskriminierungsprogramm, Anti-Bias. Am Sonntag erfolgten zwei Führungen, auf türkisch und auf deutsch.

Das Besondere: Zum ersten Mal wurde eine muslimische Besuchergruppe durch die NS-„Euthanasie“-Gedenkstätte Hadamar geführt – dem historischen Ort der Vernichtung von 15.000 Menschen als „lebensunwertem Leben“. Am Sonntag, dem „Internationalen Tag des Friedens“ der Vereinten Nationen, folgte nachmittags eine Interreligiöse Gedenkzeremonie am Mahnmal „MENSCH ACHTE DEN MENSCHEN“ auf dem Friedhof der Gedenkstätte. Nach einer Grußbotschaft des Leiters der Gedenkstätte veranstalteten hochrangige Vertreter der Jüdischen Gemeinden, des Katholischen Bistums, des Evangelischen Dekanats und der DITIB eine zutiefst bewegende Gedenkzeremonie. Damit war dies die erste gemeinsame Veranstaltung der drei monotheistischen Religionsgemeinschaften an einer Gedenkstätte der NS-„Euthanasie“. Den thematischen Abschluss des Projekts und die Brücke in die Gegenwart bildete eine Podiumsdiskussion im Festsaal der Vitos-Kliniken zum Thema „Vielfalt: Belastung oder Bereicherung für Demokratie?“ mit Vertretern der jüdischen Gemeinde, Politikern, des DITIB sowie des IB. Insgesamt bildete das Projekt ein eindrucksvolles Beispiel für interreligiöse Verständigung in Deutschland.

Ansprechpartner:
Mehmet Senel,
Tel: 06433 / 930 176,
E-Mail: Mehmet.Senel@internationaler-bund.de